Der Tag des Schlafes findet jährlich am 21. Juni statt, um auf die Bedeutung des Schlafes aufmerksam zu machen. Er erinnert, wie essenziell Schlaf für unsere Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden ist. Schlaf ist weit mehr als nur eine Phase der Ruhe; er ist eine aktive und lebenswichtige Zeit, in der unser Körper regeneriert, das Gehirn Erlebtes verarbeitet und das Immunsystem gestärkt wird.
Angesichts der zunehmenden Herausforderungen durch modernen Stress, Technologie und unregelmäßige Arbeitszeiten wird die Bedeutung eines guten Schlafes oft unterschätzt. Heute sprechen wir mit PD Dr. Dieter Kunz, Chefarzt der Klinik für Schlaf- & Chronomedizin im Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus, über die Geheimnisse des Schlafs, häufige Schlafstörungen und Tipps für einen erholsamen Schlaf.
Welche Schlafstörungen beobachten Sie in Ihrer Praxis am häufigsten?
In meiner Praxis beobachte ich häufig drei Schlafstörungen, die Patienten dazu veranlassen, medizinische Hilfe zu suchen:
- Unerholsamer Schlaf trotz scheinbar normaler Bedingungen: Einige Menschen klagen über chronisch unerholsamen Schlaf, obwohl sie auf den ersten Blick keine erkennbaren Schlafstörungen haben. Diese Patienten berichten, dass sie sich trotz ausreichender Schlafdauer am Morgen müde und erschöpft fühlen. Die Schlafmedizin unterscheidet heute über 100 Störungen. Viele sind ursächlich behandelbar, aber für den Patienten nicht erkennbar.
- Schwierigkeiten aufgrund von Schichtarbeit: Menschen, die Schichtarbeit leisten, insbesondere solche, die nachts arbeiten müssen, haben oft Probleme, ihren eigenen Schlaf-Wach-Rhythmus an unregelmäßige Arbeitszeiten anzupassen. Dies führt zu chronischem Schlafmangel und beeinträchtigter Tagesfunktion, was langfristig gesundheitliche Probleme nach sich ziehen kann.
- Nächtliche motorische Unruhe: Patienten, die im Schlaf motorisch aktiv sind, z.B. durch Reden, Kämpfen oder das Ausagieren ihrer Träume, können an REM-Schlaf-Verhaltensstörungen leiden. Diese Störung kann ein frühes Anzeichen für neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson oder Demenz sein und sollte ernst genommen und untersucht werden.
Kann man den Schlaf in gewisser Weise "trainieren", ähnlich wie man körperliche Fitness trainiert?
Die Antwort ist ein klares "Jain". Es gibt viele Aspekte, die beachtet werden sollten, um einen gesunden Schlaf zu fördern, hier die einfachsten:
- Koffeinkonsum: Koffein und Stimulantien sollten in der 2. Tageshälfte nicht mehr konsumiert werden.
- Beachtung des biologischen Rhythmus: Es ist wichtig, auf den eigenen biologischen Rhythmus zu hören. Frühtypen sollten nicht spät, Spättypen nicht früh zu Bett gehen. Tagsüber brauchen wir Tageslicht, abends sollte Beleuchtung warm und niedriger sein, nachts am besten sehr dunkel.
- Vermeidung von Stress vor dem Schlafengehen: Vor dem Schlaf sollten wir zur Ruhe kommen. Problematische Gespräche oder stressige Aktivitäten sollten vor dem Schlafengehen und im Bett vermieden werden.
Wie beeinflusst die moderne Technologie, wie Smartphones und Tablets, unsere Schlafqualität tatsächlich?
Moderne Technologie hat insgesamt eher negative Auswirkungen auf die Schlafqualität. Der menschliche Körper benötigt einen natürlichen Wechsel von Licht und Dunkelheit, um den Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren. Hier einige wichtige Punkte:
- Blaulicht-Emissionen: Geräte wie Smartphones, Tablets, Laptops und PC-Bildschirme emittieren kalkweißes blaues Licht, das die Melatoninproduktion hemmt und den Schlaf stört. Das ist tagsüber gut, stört aber abends und in der Nacht.
- Blaulichtfilter: Es gibt jedoch Möglichkeiten, die negativen Auswirkungen zu mildern. Viele Geräte bieten Einstellungen, um das blaue Licht zu reduzieren und auf ein wärmeres, orangefarbenes Licht umzustellen.
- Nutzungseinschränkungen: Es wird empfohlen, diese Geräte mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr zu benutzen, bei Kindern eher noch früher, um die Schlafqualität nicht zu beeinträchtigen.
Was sind derzeit die spannendsten Fragen der neuropsychiatrischen Schlafmedizin?
Es ist mittlerweile akzeptiert, dass spezifische Veränderungen der Schlafarchitektur Vorläufer von Demenz und Parkinson darstellen. Diese treten teilweise Jahrzehnte vor den ersten klinischen Symptomen von Alzheimer oder Parkinson auf. Es ist unsere Aufgabe, hier frühzeitig einzugreifen. Es stellt sich die Frage, wie wir diese Krankheiten frühzeitig erkennen und behandeln können, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.